Ich muss gestehen, dass ich es mir wesentlich einfacher vorgestellt habe, das spannende Jahr der europaweiten Aufstände gegen die Diktatur der Habsburger und ihres allmächtigen Staatskanzlers Metternich in eine halbwegs lesbare Form zu bringen, als es dann tatsächlich der Fall war. Eigentlich sollte es nur eine Erinnerung an die Aufstände in Wien werden; an den Mut und die Opferbereitschaft der Arbeiter, der Studenten und Professoren der Universität, sich gegen ein überholtes und verzopftes System zu wehren. Nach sorgfältigen Recherchen und nach dem Lesen spärlicher Augenzeugenberichte - es gibt sie in einigen Archiven - sowie Zeitungsmeldungen aus der Zeit, vorwiegend deutscher Blätter, hat mich die Komplexität der Materie überrollt. 1848 war nicht nur der Widerstand gegen den allmächtigen Staatskanzler Metternich, sondern ein länderübergreifender Aufstand der Völker in Habsburgs Machtbereich. Es waren hohe und ehrenhafte Ziele, die da angestrebt wurden. Politische Ziele waren unter anderem gewählte Volksvertretungen und verantwortliche Ministerien anstelle der monarchisch-absolutistischer Regierung, die Beseitigung feudaler Strukturen und die Garantie der Pressefreiheit. Regionale Unterschiede ergaben sich hinsichtlich der Beibehaltung der Monarchen und Fürsten als konstitutionelle Staatsoberhäupter beziehungsweise der Schaffung von Republiken. Nationale Ziele waren die staatliche Zusammenfassung von Völkern gleicher Sprache, etwa die Umwandlung des 1815 geschaffenen Deutschen Bundes in ein aus allen deutschen Territorien bestehendes Reich mit einem Kaiser an der Spitze, die größere politische Eigenständigkeit für die nichtdeutschen Gebiete der Kaisermonarchie beziehungsweise die Vereinigung der habsburgischen und nicht-habsburgischen Teile Italiens zu einem unabhängigen Nationalstaat; eine Realisierung dieser Ziele hätte den Zerfall der Habsburgermonarchie bedeutet. Soziale Ziele waren die Beseitigung feudaler Strukturen wie Untertänigkeit und Grundherrschaft, die rechtliche Gleichstellung aller Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, sowie die Besserstellung und das politische Mitspracherecht für die Massen der Fabrikarbeiter. In Frankreich war die Revolution von 1848 erfolgreich; in den Mitgliedstaaten des Deutschen Bunds wurden zunächst zwar durchwegs die meisten politischen und sozialen Ziele erreicht, doch führte die Radikalität zu militärischen Gegenmaßnahmen der Regierung, welche die Revolution letztlich zum Scheitern brachte. In Ungarn und Lombardo-Venetien warf Österreich die Revolution mit Waffengewalt völlig nieder und setzte Militärregierungen ein. Die Tradition setzte sich noch einmal durch. Was wäre unter Umständen dem Kontinent erspart geblieben, wenn sich Habsburg 1848 reformwillig gezeigt hätte? Eine Art österreichisches Commonwealth, eine Verbindung souveräner Staaten, geschaffen aus der Donaumonarchie; von mir aus auch unter Habsburgs Kaisern … Parallelen zum EUropa von heute haben sich mir förmlich aufgedrängt. Dort, wo ich sie erkannt habe, habe ich in Kursivschrift meine bescheidene Meinung hinzugefügt. Sollten mir dabei Irrtümer unterlaufen sein, so bitte ich jetzt schon dafür um Entschuldigung. Ebenfalls in Kursiv und im Originalwortlaut habe ich Originalverlautbarungen Texte und einige Bilder inkludiert.Lesen Sie, wie es wirklich im Biedermeier war, unter welchen elendigen Lebensumständen die einfachen Arbeiterinnen und Arbeiter dahin vegetierten; das sogenannte Lumpenproletariat. Erfahren Sie auch, mit welchem Mut und welcher Opferbereitschaft sich die Menschen für Reformen eingesetzt haben und mit welcher Brutalität die kaiserliche Militärmaschinerie diese Reformen unterdrückt hat. Über 4000 Tote, zahlreiche Verletzte und Zerstörungen allein in Wien lasten auf den Tätern; bis heute. Den Opfern ist dieses Buch gewidmet;vor allem dem Anführer Wenzel Messenhauser und dem deutschen Abgeordneten Robert Blum, der gegen alles Recht in Wien exekutiert wurde ...
1848.: Revolte gegen Habsburg (Geschichte(n) aus Wien 5) (German Edition)
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