...
Die Russen wollten jetzt Ordnung in die Kolonne bringen. „Dawai, dawai, stanowitj po pjat!“ – „Los, los, zu fünft antreten!“ Kaum einer von uns jungen Soldaten hatte jemals die russische Sprache gehört oder konnte sie womöglich sogar verstehen. Mit entsprechender Gestik wurde uns klargemacht, dass wir in Fünferreihen antreten sollten – eine völlig neue Formation, denn bei uns Deutschen wurde seit Zeiten des alten Fritz schon immer in Dreierreihen angetreten und marschiert. Aber Fünferreihen waren für den „Konvoi“, den Posten, offenbar eine leichtere Rechenaufgabe.
Zwanzig Reihen ergaben eine Hundertschaft und das war künftig auch die Marschordnung für uns „Plennys“, uns Gefangene.
Wahrscheinlich hatten die Russen Angst davor, auch nur einen einzigen Plenny zu verlieren, denn immer wieder ließ der Sergeant seine Soldaten nachzählen, ob denn auch noch alle Gefangenen, die er übernommen hatte, vorhanden waren. Die Fünferreihen hatten einen ganz praktischen Sinn: Die Marschkolonne war dadurch nicht übermäßig lang und für die Konvois leicht überschaubar. Ich schätzte, dass in dieser Kolonne etwa fünfhundert Mann marschierten.
Ständig vernahmen wir von nun an auf dem Marsch: „Gitler kaput, wajna kaput, njemez kaput!“ – „Hitler ist tot, der Krieg ist aus, Deutschland ist vernichtet.“ Es war eine Demütigung der besonderen Art. Ich fühlte mich mehr und mehr erniedrigt. Wollte man uns damit schon moralisch auf die kommende Zeit der Gefangenschaft vorbereiten?...
Er war 439 Tage Soldat, er war 1606 Tage Kriegsgefangener. Jochen Helbig schuf nach Erzählungen des Zeitzeugen Herbert Aschenbach mit diesem erschütternden Roman ein historisches Zeitzeugnis.1945 - an der Ostfront tobt der Krieg. Deutsche Soldaten hocken in Schützengräben, einer von Ihnen ist Herbert Aschenbach. Nach seinen Erzählungen entstand dieses Buch.
Die jungen Männer hatte keiner gefragt, ob sie in den Krieg ziehen wollen. Ihre Mütter wurden nicht gefragt, ob sie ihre Söhne hergeben wollen - für einen wahnsinnigen Amoklauf gegen die ganze Welt.
Als der Krieg dem Ende zugeht, wird der junge Soldat zum Kriegsgefangenen, das Ziel einer lange Reise - das sowjetische Kriegsgefangenenlager. Das Sterben der Kameraden findet auch nach dem Krieg kein Ende. Nun lautet die einzige Parole: Überleben, um jeden Preis. Jochen Helbig schuf mit diesem erschütternden Roman ein historisches Zeitzeugnis.
Die Russen wollten jetzt Ordnung in die Kolonne bringen. „Dawai, dawai, stanowitj po pjat!“ – „Los, los, zu fünft antreten!“ Kaum einer von uns jungen Soldaten hatte jemals die russische Sprache gehört oder konnte sie womöglich sogar verstehen. Mit entsprechender Gestik wurde uns klargemacht, dass wir in Fünferreihen antreten sollten – eine völlig neue Formation, denn bei uns Deutschen wurde seit Zeiten des alten Fritz schon immer in Dreierreihen angetreten und marschiert. Aber Fünferreihen waren für den „Konvoi“, den Posten, offenbar eine leichtere Rechenaufgabe.
Zwanzig Reihen ergaben eine Hundertschaft und das war künftig auch die Marschordnung für uns „Plennys“, uns Gefangene.
Wahrscheinlich hatten die Russen Angst davor, auch nur einen einzigen Plenny zu verlieren, denn immer wieder ließ der Sergeant seine Soldaten nachzählen, ob denn auch noch alle Gefangenen, die er übernommen hatte, vorhanden waren. Die Fünferreihen hatten einen ganz praktischen Sinn: Die Marschkolonne war dadurch nicht übermäßig lang und für die Konvois leicht überschaubar. Ich schätzte, dass in dieser Kolonne etwa fünfhundert Mann marschierten.
Ständig vernahmen wir von nun an auf dem Marsch: „Gitler kaput, wajna kaput, njemez kaput!“ – „Hitler ist tot, der Krieg ist aus, Deutschland ist vernichtet.“ Es war eine Demütigung der besonderen Art. Ich fühlte mich mehr und mehr erniedrigt. Wollte man uns damit schon moralisch auf die kommende Zeit der Gefangenschaft vorbereiten?...
Er war 439 Tage Soldat, er war 1606 Tage Kriegsgefangener. Jochen Helbig schuf nach Erzählungen des Zeitzeugen Herbert Aschenbach mit diesem erschütternden Roman ein historisches Zeitzeugnis.1945 - an der Ostfront tobt der Krieg. Deutsche Soldaten hocken in Schützengräben, einer von Ihnen ist Herbert Aschenbach. Nach seinen Erzählungen entstand dieses Buch.
Die jungen Männer hatte keiner gefragt, ob sie in den Krieg ziehen wollen. Ihre Mütter wurden nicht gefragt, ob sie ihre Söhne hergeben wollen - für einen wahnsinnigen Amoklauf gegen die ganze Welt.
Als der Krieg dem Ende zugeht, wird der junge Soldat zum Kriegsgefangenen, das Ziel einer lange Reise - das sowjetische Kriegsgefangenenlager. Das Sterben der Kameraden findet auch nach dem Krieg kein Ende. Nun lautet die einzige Parole: Überleben, um jeden Preis. Jochen Helbig schuf mit diesem erschütternden Roman ein historisches Zeitzeugnis.