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    Ich sah etwas, was du nicht siehst: Erinnerungen aus Ostdeutschland

    Por Jutta Schlott

    Sobre

    16 Biografien verschiedenartigster Menschen aus der DDR: Eine Adlige, ein Lehrer, ein Auszubildender, eine Russin, ein Literaturwissenschaftler, eine finnische Regisseurin, ein Maschinenschlosser, ein Kulturminister, eine Heimerzieherin, ein Heimkind, eine Säuglingsschwester, ein Kantor ...

    INHALT:
    Der Blick von der Seite
    Sechzehn ist kein Alter, wo man schon ein Held sein kann
    Die Zeit der großen Unsicherheit
    Federischaschat - Ich hab Lust auf Weiber!
    Da liegt viel Bambus dazwischen
    Eine Liebe nach Turgenjewschem Maßstab
    Das ging mir denn am Arsch vorbei
    Hanseaten
    Millionär durch einen Korb Kirschen
    Hotel zur Sonne
    Ich sträube mich nicht!
    Ich hab die ganzen Schuhe für den Tell geputzt
    Die Schranken von Oberweimar
    Don Quichotte wollte ich nicht sein!
    So'n Drang nach draußen
    Ich hab aus jeder Zeit was mitgenommen

    LESEPROBE:
    Eine West-Kontroll-Kommission schnüffelte durch unser Heim. Die Männer marschierten durch die Räume, sahen unser Funk-Studio und sagten: Heimfunk in Ihrer Einrichtung? Sie haben wohl Agitation und Propaganda betrieben?
    Ich darauf: Aber volle Kanne! Bloß nicht so schlecht wie das „Neue Deutschland“. Bisschen geschickter haben wir's angestellt!
    Wenig später wurden alle Heimleiter der Stadt zusammengetrommelt: Gespräch beim Personalchef. Dieser Mann hat uns abgekanzelt wie die dummen Gören. Er hat uns beleidigt und beschimpft. Es war menschenunwürdig.
    Ich konnte mein Maul nicht halten, ich bin ihn angegangen: Woher nehmen Sie sich das Recht, uns zu beurteilen! Sie kennen unsere Arbeit nicht, von keinem von uns seine menschlichen und fachlichen Qualitäten!
    Während ich sprach, ging seine Hand zu den Personalakten, eine legte er obenauf. Auf dem Kopf stand mein Name zu lesen. Hab ich gleich weitergemacht: Dass dieses Gespräch mein Aus bedeute, dass ich nicht übernommen werde, sei mir klar.
    Als ich ins Heim zurückkam, lag eine Nachricht da: Ich möchte in der zuständigen Abteilung anrufen. Die Kollegin, die ich seit Jahren kannte, druckste hin und her. Christa, sag ich, red nicht um den heißen Brei: Ich weiß, ich werde gekündigt.
    Paar Tage später war es so weit. Ein Kündigungsgrund lautete, dass ich meine Mitarbeiter „in ihrer politischen Meinungsfreiheit unterdrückt“ hätte. Es ging um Berichte. erichte, die ich nie geschrieben hatte. Als Heimleiter in der DDR sollte man monatlich Berichte über die „politisch-ideologische Situation“ in den Einrichtungen verfassen. Ich hab mich bei der Vorgesetzten Referentin geweigert:
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