Szenen aus Transnistrien, dem KleinNeuRussland, der Blaupause für das, was Wladimir Putin auf der Krim und im Osten der Ukraine machen lässt.
Transnistrien, 1990, nach einem blutigen Bürgerkrieg entstanden, hat 2014, als in der Ukraine der nächste Krieg begann und Wladimir Putin plötzlich von Neurussland sprach, die Aufnahme in die Russische Föderation beantragt.
Transnistrien? Nur ein schmaler Streifen Land zwischen Moldawien und der Ukraine, 400000 Einwohner. Ein De-Facto-Staat. Also einer, den kein anderer Staat anerkannt. Der aber nun mal existiert.
Ein Besuch beim Vorsitzenden des Obersten Sowjets, einem alten Mann mit Schuppen am Kragen, Haaren auf der Nase und drei Fingern an einer Hand, der darum bittet, ernst genommen zu werden. Zum Interview kam es, weil der Autor den Wächtern des Regierungspalastes mit ihren Kalashnikovs sagte, er gehe erst, wenn er mit dem Herrscher gesprochen habe.
Der Obersowjet sagt: „Wir produzieren Waffen für uns selbst, für unsere Polizei und unsere Armee. Kein Export. Das ist nur ein böses Gerücht, von Moldawien in die Welt gesetzt. Wir produzieren nur Waffen für uns selbst, haben bei weitem nicht genug für uns.“ Transnistrien habe 15000 Mann unter Waffen.
Die Rechnung: Seit zwölf Jahren produziert das De-Facto-Land nur für sich selbst, ist aber noch nicht voll gerüstet, macht demnach weniger als 1250 Waffen im Jahr, denn 1250 mal 12 macht 15000. Wenn stimmt, was der Vorsitzende des Obersten Sowjets sagt dass nämlich nicht genug Waffen für Polizei und Militär produziert werden, wäre die Rechnung: Bei zwölf Jahren mit je 240 Arbeitstagen würden in Transnistrien weniger als sechs Waffen am Tag im Land hergestellt. Laut OSZE gibt es mindestens sieben Fabriken, die Waffen herstellen. Handarbeit hin oder her, das klingt komisch. Der Vorsitzende des Obersten Sowjets, so nett er ist, er lügt.
Diese Reportage erzählt auch vom Treffen mit dem größten Oligarchen Transnistriens, einem ehemaligen Polizisten, der in zehn Jahren zu großem Reichtum kam und gerne darüber redet. Fast so gerne wie über Fußball und seinen Verein, den FC Sheriff.
"Plötzlich springt er auf, eilt zu seinem Safe, dreht am Zahlenschloss und ... holt er eine Waffe raus? Nein, er ist vielleicht der Böse hier aber er ist der nette Böse. Er greift in den Tresor, hat Silbermünzen in der Hand, wirft acht Stück auf den Tisch und sagt: „Geschenk.“ – Ich nehme keine Geschenke. - „Gut“, sagt er, „also Souvenir; wenn du es nicht nimmst, werde ich sauer. Außerdem, hier, der Wimpel des FC Sheriff. Wir werden die GUS-Meisterschaft gewinnen in Moskau.“
Die Geschichte schildert auch, wie der Autor es schaffte, das aufgezwungene Bestechungsgeld wieder zurückzugeben.
Es gibt auch Szenen, die einfach die Kuschelatmosphäre der kommunistischen Puppenstube beschreiben. "Es ist bitterkalt in der Speisehalle des Hotels, draußen sind viele Minusgrade und drinnen geht die Heizung nicht. Die schäbige aber gereinigte Halle mit kaltem Steinfußboden riecht wie ein Schwimmbad und ist geschmückt mit Porträts von Lenin und Karl Marx, einer Hammer-und-Sichel-Fahne und Losungen in kyrillischer Schrift. Die Sozialleistungen sind schön anzuschauen. Wie Busse knorrige Pensionistinnen in Mänteln und mit Pelzmützen auf dem Kopf zu kostenlosen Speisungen rankarren. Wie die beiden Afghanistan-Veteranen in Camouflage und Adidas-Imitat täglich freies Frühstück nehmen und sich von alten russischen Filmen im Fernsehen unterhalten lassen, während sie ihre 750-Gramm-Wodkaflasche leersüffeln."
Willkommen im Abenteuer-Freilichtmuseum des Neuen Russlands, in einem De-Facto-Staat voller Lenin-Statuen.
Transnistrien, 1990, nach einem blutigen Bürgerkrieg entstanden, hat 2014, als in der Ukraine der nächste Krieg begann und Wladimir Putin plötzlich von Neurussland sprach, die Aufnahme in die Russische Föderation beantragt.
Transnistrien? Nur ein schmaler Streifen Land zwischen Moldawien und der Ukraine, 400000 Einwohner. Ein De-Facto-Staat. Also einer, den kein anderer Staat anerkannt. Der aber nun mal existiert.
Ein Besuch beim Vorsitzenden des Obersten Sowjets, einem alten Mann mit Schuppen am Kragen, Haaren auf der Nase und drei Fingern an einer Hand, der darum bittet, ernst genommen zu werden. Zum Interview kam es, weil der Autor den Wächtern des Regierungspalastes mit ihren Kalashnikovs sagte, er gehe erst, wenn er mit dem Herrscher gesprochen habe.
Der Obersowjet sagt: „Wir produzieren Waffen für uns selbst, für unsere Polizei und unsere Armee. Kein Export. Das ist nur ein böses Gerücht, von Moldawien in die Welt gesetzt. Wir produzieren nur Waffen für uns selbst, haben bei weitem nicht genug für uns.“ Transnistrien habe 15000 Mann unter Waffen.
Die Rechnung: Seit zwölf Jahren produziert das De-Facto-Land nur für sich selbst, ist aber noch nicht voll gerüstet, macht demnach weniger als 1250 Waffen im Jahr, denn 1250 mal 12 macht 15000. Wenn stimmt, was der Vorsitzende des Obersten Sowjets sagt dass nämlich nicht genug Waffen für Polizei und Militär produziert werden, wäre die Rechnung: Bei zwölf Jahren mit je 240 Arbeitstagen würden in Transnistrien weniger als sechs Waffen am Tag im Land hergestellt. Laut OSZE gibt es mindestens sieben Fabriken, die Waffen herstellen. Handarbeit hin oder her, das klingt komisch. Der Vorsitzende des Obersten Sowjets, so nett er ist, er lügt.
Diese Reportage erzählt auch vom Treffen mit dem größten Oligarchen Transnistriens, einem ehemaligen Polizisten, der in zehn Jahren zu großem Reichtum kam und gerne darüber redet. Fast so gerne wie über Fußball und seinen Verein, den FC Sheriff.
"Plötzlich springt er auf, eilt zu seinem Safe, dreht am Zahlenschloss und ... holt er eine Waffe raus? Nein, er ist vielleicht der Böse hier aber er ist der nette Böse. Er greift in den Tresor, hat Silbermünzen in der Hand, wirft acht Stück auf den Tisch und sagt: „Geschenk.“ – Ich nehme keine Geschenke. - „Gut“, sagt er, „also Souvenir; wenn du es nicht nimmst, werde ich sauer. Außerdem, hier, der Wimpel des FC Sheriff. Wir werden die GUS-Meisterschaft gewinnen in Moskau.“
Die Geschichte schildert auch, wie der Autor es schaffte, das aufgezwungene Bestechungsgeld wieder zurückzugeben.
Es gibt auch Szenen, die einfach die Kuschelatmosphäre der kommunistischen Puppenstube beschreiben. "Es ist bitterkalt in der Speisehalle des Hotels, draußen sind viele Minusgrade und drinnen geht die Heizung nicht. Die schäbige aber gereinigte Halle mit kaltem Steinfußboden riecht wie ein Schwimmbad und ist geschmückt mit Porträts von Lenin und Karl Marx, einer Hammer-und-Sichel-Fahne und Losungen in kyrillischer Schrift. Die Sozialleistungen sind schön anzuschauen. Wie Busse knorrige Pensionistinnen in Mänteln und mit Pelzmützen auf dem Kopf zu kostenlosen Speisungen rankarren. Wie die beiden Afghanistan-Veteranen in Camouflage und Adidas-Imitat täglich freies Frühstück nehmen und sich von alten russischen Filmen im Fernsehen unterhalten lassen, während sie ihre 750-Gramm-Wodkaflasche leersüffeln."
Willkommen im Abenteuer-Freilichtmuseum des Neuen Russlands, in einem De-Facto-Staat voller Lenin-Statuen.