„Mit verdoppelter Eile rauscht die Zeit im Alter an uns vorüber, Tage werden zu Wochen, zu Monaten, zu Jahren, ehe wir uns dessen versehen, während in der Kindheit die zwischen zwei Sonntagen liegenden Wochentage, die wir sehnsuchtsvoll zählen, sich uns zu einer kleinen Ewigkeit ausdehnen, bis endlich der erwünschte Freudentag wieder herankommt, an welchem wir geputzt und schulfrei uns in kindischem Wohlleben festlich ergötzen dürfen.“
Mit diesen Worten beginnt Johanna Schopenhauer (1766-1838), die Mutter des berühmten Philosophen Arthur Schopenhauer, den Bericht über ihre lang geplante Reise, die sie 1828 an den Niederrhein führt. Die Hoffnung darauf hatte diese lebens- und reiselustige Frau selbst in den trübsten Zeiten nicht aufgegeben.
„Dieses fühlte ich recht lebhaft, als ich beim Antritt dieser Reise, von Weimar aus, in Erfurt einfuhr und auf dem holprigen Steinpflaster der schönsten und breitesten Straße dieser großen Stadt mich langsam hinschleppen lassen musste. Was ich um mich her erblickte, eignete sich eben nicht dazu, mir das kleinste Interesse abzugewinnen; einige Bauerwagen, hin und wieder ein Paar Soldaten, Dienstmädchen, Bettler, bedächtigen Schrittes ihren Geschäften nachgehende Bürger, die vereinzelt in der sehr breiten Straße, der Anger genannt, sich dem Auge fast verloren, konnten höchstens nur beweisen, dass die weitläuftige Stadt nicht völlig verödet und unbewohnt dastehe, deren Bauart noch überall Spuren des regungsvollen, reichbewegten Lebens verrät, das in früheren Zeiten sie zu einer der ersten in Deutschland erhob.“
Die Reise führt sie, per Schiff oder Extrapost, weiter nach Frankfurt, Godesberg, Bonn und Köln. Vorbei an und durch verschiedenste kleine und große, bekannte und weniger bekannte Orte und Städte, in Schlösser und Gärten, in Museen und Galerien, auf Berggipfel und verwunschene Täler, in Dorfkirchen und Kathedralen. Sie lässt uns teilhaben am Frankfurter Pfingstfest und am Kölner Karneval, und sinniert über die Reisenden und deren Gewohnheiten. Mit ihrem Reisebericht bewart sie uns ein farbenprächtiges Kultur- und Sittenbild bewegter vergangener Jahre.
Illustrationen aus: Am Rhein. Denkbuch für Reisende am Rhein von Georg Heinrich Bode (1802-1846) mit 24 Rheinansichten von John Allanson (1800-1859) einem vollständigen Führer am Rhein und dessen Umgebungen. Leipzig, Verlag von Otto Wigand. 1847.
1. Rüdesheim, 2. Mainz, 3. Bieberich, 4. Ellfeld, 5. Schloss Johannisberg, 6. Bingen, 7. Ehrenfels, 8. Rheinstein, 9. Bacharach, 10. Pfalz, 11. Katzenellenbogen und die Ruine Schönberg, 12. Tal Engehölle, 13. Oberwesel, 14. Ruine Rheinfels, 15. Sternburg und Liebenstein, 16. Boppard, 17. Niederlahnstein und Marksburg, 18. Stolzenfels, 19. Lahneck, 20. Koblenz und Ehrenbreitenstein, 21. Andernach, 22. Der Drachenfels, 23. Schloss Godesberg, 24. Köln
Mit diesen Worten beginnt Johanna Schopenhauer (1766-1838), die Mutter des berühmten Philosophen Arthur Schopenhauer, den Bericht über ihre lang geplante Reise, die sie 1828 an den Niederrhein führt. Die Hoffnung darauf hatte diese lebens- und reiselustige Frau selbst in den trübsten Zeiten nicht aufgegeben.
„Dieses fühlte ich recht lebhaft, als ich beim Antritt dieser Reise, von Weimar aus, in Erfurt einfuhr und auf dem holprigen Steinpflaster der schönsten und breitesten Straße dieser großen Stadt mich langsam hinschleppen lassen musste. Was ich um mich her erblickte, eignete sich eben nicht dazu, mir das kleinste Interesse abzugewinnen; einige Bauerwagen, hin und wieder ein Paar Soldaten, Dienstmädchen, Bettler, bedächtigen Schrittes ihren Geschäften nachgehende Bürger, die vereinzelt in der sehr breiten Straße, der Anger genannt, sich dem Auge fast verloren, konnten höchstens nur beweisen, dass die weitläuftige Stadt nicht völlig verödet und unbewohnt dastehe, deren Bauart noch überall Spuren des regungsvollen, reichbewegten Lebens verrät, das in früheren Zeiten sie zu einer der ersten in Deutschland erhob.“
Die Reise führt sie, per Schiff oder Extrapost, weiter nach Frankfurt, Godesberg, Bonn und Köln. Vorbei an und durch verschiedenste kleine und große, bekannte und weniger bekannte Orte und Städte, in Schlösser und Gärten, in Museen und Galerien, auf Berggipfel und verwunschene Täler, in Dorfkirchen und Kathedralen. Sie lässt uns teilhaben am Frankfurter Pfingstfest und am Kölner Karneval, und sinniert über die Reisenden und deren Gewohnheiten. Mit ihrem Reisebericht bewart sie uns ein farbenprächtiges Kultur- und Sittenbild bewegter vergangener Jahre.
Illustrationen aus: Am Rhein. Denkbuch für Reisende am Rhein von Georg Heinrich Bode (1802-1846) mit 24 Rheinansichten von John Allanson (1800-1859) einem vollständigen Führer am Rhein und dessen Umgebungen. Leipzig, Verlag von Otto Wigand. 1847.
1. Rüdesheim, 2. Mainz, 3. Bieberich, 4. Ellfeld, 5. Schloss Johannisberg, 6. Bingen, 7. Ehrenfels, 8. Rheinstein, 9. Bacharach, 10. Pfalz, 11. Katzenellenbogen und die Ruine Schönberg, 12. Tal Engehölle, 13. Oberwesel, 14. Ruine Rheinfels, 15. Sternburg und Liebenstein, 16. Boppard, 17. Niederlahnstein und Marksburg, 18. Stolzenfels, 19. Lahneck, 20. Koblenz und Ehrenbreitenstein, 21. Andernach, 22. Der Drachenfels, 23. Schloss Godesberg, 24. Köln