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    Gedankengut aus meinen Wanderjahren. Zweiter Band Vol.2: German Language (Gedankengut aus meinen Wanderjahren Series) (German Edition)

    Por Max Dauthendey

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    Im Januar 1894 reiste ich, von unbezwinglicher Sehnsucht getrieben, zum bohuslänschen Pfarrhaus zurück. Aber die starken Eindrücke des ersten Aufenthaltes, die in meinen Erinnerungen schlackenlos dastanden, hatten sich so vergeistigt, daß die Wirklichkeit jetzt nicht mehr die Höhe der vergangenen Eindrücke erreichen konnte.
    Ich blieb deshalb nur bis zum Frühjahr dort und reiste dann, ehe der Schnee noch vollständig weggetaut war, im April nach England, wo ich mit einem amerikanischen Künstlerehepaar, — Freunden des jungen Schweden, mit denen er seit seiner Amerikareise im Briefverkehr stand — zusammentraf.
    An diese neue Bekanntschaft knüpfen sich dann Reihen neuer, mein äußeres Leben und meine Gedanken bestimmende Erlebnisse und eine spätere Aufenthaltszeit in Paris und in Mexiko.
    Bei jenem zweiten Aufenthalt im Pfarrhause, bis zum Frühjahr 1894, schrieb ich endlich jenes Drama ohne Menschen: „Sehnsucht,“ zu dem ich in München, am Achensee und im Hoftheater während der Byronschen Manfred-Aufführung angeregt worden war. Aber ich hatte den Stoff zu lange mit mir herumgetragen und hatte mich schon über den Ursprungsgedanken hinausentwickelt, und fand, daß ich die Gesänge der Sehnsucht, der Wüste, des Meeres und der Gletscher nicht so inhaltsschwer schreiben konnte, wie ich es gewünscht hätte.
    Oder stand ich vielleicht nicht genug über der Sehnsucht und war ich selbst zu sehnsüchtig an Geist und Leib geworden? Denn der Wunsch, eine Frau zu finden, ein Mädchen, das liebend, häuslich und geistig kameradschaftlich um mich in einem kleinen stillen Haus walten sollte, dieser Wunsch wurde, je länger ich von der Heimat fort in der Fremde leben mußte, in mir immer dringender.
    Aber die Erfüllung dieses Herzenswunsches lag ganz im Blinden. Denn ich konnte mich selbst nicht erhalten und wurde von meinem Vater nur notgedrungen unterstützt. Mit einem Hirn nur voll Pläne und mit Aussicht auf zukünftige Werke konnte ich kein Geld erwerben.
    Und mein Vater, der von Monat zu Monat drohte, mir den Unterhalt zu entziehen, weil er mich dadurch auf seine Weise anspornen wollte, fleißig zu sein, er gab mir keine sichere Hilfe, so daß ich daraufhin hätte eine Frau an mich binden können. —
    Schon bei meinem ersten Aufenthalt im Pfarrhause hatte ich im lautlosen Verkehr mit den Naturdingen eine Reihe Gedichte geschrieben, von denen jedes die Stimmung eines bestimmten Naturerlebnisses geben sollte.
    Ein Gedicht hieß „Amselsang“, ein anderes „Faulbaumduft“, eines „Vollmond“, eines „Morgenduft“, eines „Wolkenschatten“, eines „Meerwassergeruch“, eines „Regenduft“. In diesen kleinen Gedichtversuchen hatte ich gewagt, Empfindungsbilder, die während des Mondaufganges oder beim Faulbaumduft, beim Regen, bei Wolkenschatten oder beim Amselsang in mir auftauchten, beinahe wahllos und getreu niederzuschreiben. Es waren gesteigerte, phantastische Bilder, die dem alltäglichen Leser sinnlos erscheinen mußten, die sich mir aber beim einsamen Erleben des Regens, des Mondaufganges und des Duftes von Pflanzen und vom Meer in der bohuslänschen Granitwüste aufgedrängt hatten. Und so verwirrt diese Gedichtversuche beim ersten Eindruck erscheinen mochten, es lag doch ein wahrheitsgetreuer Zusammenhang zwischen Bild und Empfindung darin.
    Aus jugendlicher Begeisterung und von der Aufgabe durchdrungen, möglichst wirklichkeits- und empfindungsgemäß das Leben in der durchlebten Bilderkette wiederzugeben, entstanden scheinbar form- und sinnlose, abenteuerliche Gedichtversuche, die nichts anderes waren als erste Schiefertafelübungen meiner späteren Lyrik.

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