»Auch das Zufälligste ist nur auf entfernterem Weg herangekommenes Notwendiges«, sagte Sabine von Jostin gedankenvoll. »Bist du unter die Philosophen gegangen, Liebes?« fragte Dr. Nicolas Allard lächelnd. »Das ist von Schopenhauer. Der Kalenderspruch von heute. Er ist mir gerade wieder in den Sinn gekommen. Ich weiß selbst nicht, warum.« »Dann paß nur hübsch auf, daß der Zufall dir keinen schwarzen Kater über den Weg schickt, wenn du nach Hohenborn fährst«, scherzte er. »Und besorg etwas Leckeres.« Sie erwarteten zum Abend Gäste. Sandra und Felix Münster vom Sonnenhügel, mit denen sie wichtige Dinge besprechen wollten. Dr. Allard war es nämlich in den Sinn gekommen, seiner Kinderklinik eine kleine Entbindungsstation anzugliedern, da es sich erwiesen hatte, wie notwendig eine solche für die abseits liegenden Dörfer war. Es war vorerst nur ein Plan, und bevor er spruchreif wurde, wollte Dr. Allard die Meinung von Sandra und Felix Münster erfahren, auf die er ebensoviel gab wie Sabine. Das Krankenhaus in Hohenborn war dauernd hoffnungslos überfüllt, und immer mehr Menschen ließen sich in der Umgebung nieder, seitdem Erlenried sich so entwickelt hatte. Nun, auf all dies war der Kalenderspruch wohl nicht zu beziehen, aber Sabine sollte sich eines Tages doch noch seiner tieferen Bedeutung erinnern. Jetzt fuhr sie am Sternsee entlang nach Hohenborn, darauf bedacht, keines der Kinder zu gefährden, die so sorglos über die Straße liefen. In der Nähe einer alten Eiche bemerkte sie einen hellen, silbrig schimmernden Wagen, dessen Kotflügel beschädigt war. Da hat mal wieder einer nicht aufgepaßt, dachte sie.
Im sonnenwinkel 24 – familienroman
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