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    Kreuz am Waldrand: Novelle

    Por Elke Nagel

    Sobre

    Da klettert ein Mann von Zeit zu Zeit auf die Milchrampe eines kleinen Dorfes und hält wütende Reden. Angeblich ist er ein Irrer. Nicht normal. Weil er nicht verstehen kann, dass da ein Wehrloser erschossen wurde und seinem Mörder nichts geschehen ist. Niemals. Weder damals noch später noch jetzt, wo er geehrt und dekoriert wird.
    Aber der ist ein Mörder, sagt der Mann, ihr alle seid Mörder.
    Du bist verrückt, sagen die Leute.
    Der Mann fertigt dem Erschossenen ein Holzkreuz. Stellt es auf unter den Birken am Waldrand. Erneuert es mehrmals, denn es wird mehrmals entfernt. Später besucht er es, mit seinem Hund Churchill am Bindfaden, schmückt es mit frischen Blumen. Der ist verrückt, sagen die Leute immer noch.
    Wer den Irrsinn der Welt nicht versteht, muss wohl verrückt sein.
    Letztendlich ist Gras über ihn und das Kreuz am Waldrand gewachsen. Gras des Vergessens.

    LESEPROBE:
    Mattes war hinter dem Lenkrad eines Lastkraftwagens und in den Waggons der Militärzüge durch halb Europa gerollt. Er hatte keine Orden erworben. Er hatte auch schießen müssen. Hab aber immer nur die Luft beschossen, behauptete er später, wann immer er auch danach gefragt wurde. Einmal nur hatte er für wenige Tage Urlaub bekommen; da saß er wie ein Fremder in der Küche, seine Jungen starrten ihn an, auch der Jüngere trug nun diese braune Kluft und zeigte ihm ein blinkendes Messer, mit der Aufschrift “Blut und Ehre”. Wortlos nahm er das Messer, ging in den Hof und warf es in die Jauchegrube. Als er zurückkam, tröstete Elska den weinenden Hottelko, Mattes sprach kein Wort, er machte sich am nächsten Tag auf den Weg zur Bahnstation, obwohl er noch einen Tag hätte bleiben können. Sein Gewissen rumorte schon, als er im Zug saß. Hätt lieb sein müssen zur Elska. Auch zu den Kindern. Was können sie dafür. Noch schlimmer wurde ihm zumute, als es in ihm dachte: Sie können alle dafür. Wir können alle dafür.
    Als später seine Einheit von Ost nach West verlegt wurde, kam er noch einmal ganz dicht an Steinau heran, der Zug hielt nicht am Bahnhof, er rollte vorbei am Bahnwärterhaus, wo der alte Kowatsch Dienst tat, Mattes hatte einen Zettel um einen Stein gewickelt und mit Bindfaden festgezurrt, auf dem Zettel stand, Elska moja, gute Nacht, ich denke an dich unendlich, es grüßt dich dein Mattes. Er warf den bewickelten Stein aus dem Zug, er traf beinahe den Kowatsch Bernhard am Kopf, am Abend hielt Elska die Nachricht in der Hand. Es war für lange Zeit die letzte Nachricht von Mattes.
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