Björn-Eyvind lebt mit seinen Eltern einsam in den Bergen. Er hat einen weiten Weg zur Schule, im Winter auf Skiern, im Sommer mit dem Fahrrad. Aber er ist schon groß, er geht schon in die 2. Klasse. Viele Tiere kann er auf dem Schulweg beobachten: Rentiere, balzende Auerhähne, die drolligen Brushähne. Gern besucht er seinen Freund Rune Axelson. Rune ist ein Bauer und hat vor sein Anglerhaus ein Schwein abgelegt, als Winterfutter für den Adler. Doch plötzlich kommt ein Riese den Berg hinab. Björn-Eyvind läuft und läuft, bis ihm die Beine versagen. LESEPROBE: Am Waldrand zittern die jungen Kiefern. Das macht wohl der Wind, der vom Storvalen kommt. Björn-Eyvind achtet nicht darauf. Aber es bewegen sich auch die dichten, schweren Wacholderbüsche am Waldrand. Ein Berg aus langem Zottelfell, ein brauner, hoher Rücken schiebt sich dort hervor. Ein Riesentier kommt heraus, mit einem massigen, schwarzbraunen Kopf. Daran glänzen helle Hörner mit gebogenen Spitzen! Das Riesentier senkt den Kopf. Ein Riese, wahrhaftig ein Riese! Björn-Eyvind steht starr vor Schreck. Das kann nicht sein - es gibt keine Riesen, oder doch nur im Märchen! Aber der Riese schiebt sich immer weiter aus dem Dickicht. Björn-Eyvind kann deutlich sein kleines, rotbraunes Auge erkennen. Es sieht nicht freundlich aus! 'Hej', möchte Björn-Eyvind sagen, 'hej, ich bin dein Freund, weißt du! Björn aus Funäsdalen! Aber ich werde wohl lieber gehen, ja?' Der Riese antwortet nicht, und Björn-Eyvind fühlt, wie ihm die Beine weich werden. Und da schnaubt der Riese, und der Boden zittert, denn jetzt springt er über die grauen Kiefernstämme und geradewegs auf ihn zu! Björn-Eyvind wirft sich herum. Er rennt und rennt und rennt. Er hört das Knacken hinter sich, hört es näher und näher. Er sieht nicht mehr, wie ihm der Bauer in langen Sprüngen entgegenkommt, er sieht gar nichts mehr, denn die Angst läuft so groß und rot und furchtbar mit. Sie lässt seine Beine schwer und kürzer werden und die Ohren größer und größer, sodass er den Riesen immer lauter hinter sich schnauben hört. Und er spürt auch schon seinen heißen Atem! 'Mama', schreit er, 'Mama!' Dann fällt er lang über eine Trockenbirke in das nasse Moorgras. Da ist das Gesicht der Mutter vor ihm, seine Anna mit den blauen Augen, ihre schwarzen Brauen, ihr langes Haar. Sie lächelt, und alles ist gut. Es gibt keinen Riesen! Und die Angst, die schreckliche Angst, sie ist fort. Seine Gedanken schwimmen davon, weit und immer weiter, bis er eine Stimme hört.Geboren 1936 in Herzberg am Harz, ist ein deutscher Autor und Fotograf. Aus seinem Geburtsort zog seine Mutter mit ihm in ein winziges Holzhaus am Rande der Lüneburger Heide, als er 13 Jahre alt war. Mit 16 Jahren wurde er Waise. In Mainz war er mehrere Jahre Volontär einer naturwissenschaftlichen Jugendzeitschrift. Als die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland akut wurde, übersiedelte er 1955 in die DDR. Er war in Schwerin etliche Jahre als freier Bildreporter tätig. Auch wurde er für acht Jahre Betonfacharbeiter und nutzte seine Freizeit, um Material für seine ersten Bücher zu erarbeiten. Ab 1967 freiberuflich als Autor und Fotograf tätig. Er wohnte zwei Dutzend Jahre in einem 17-Seelen-Dorf zwischen Wismar und Schwerin in der Naturlandschaft Mecklenburgs am Dambecker See. Heute lebt Wolf Spillner in Ludwigslust. Spillner arbeitete zunächst als Journalist. Später betrieb er ornithologische Studien und galt als einer der profiliertesten Naturfotografen der DDR. Dabei widmete er sich insbesondere der Beobachtung des Sozialverhaltens koloniebrütender Vögel. Beeinflusst von Werner Lindemann wurde er Mitte der 1970er Jahre zum Autor von Kinder- und Jugendbüchern, von denen einige auch verfilmt wurden. Sein bekanntestes Buch Taube Klara wurde in 8 Sprachen übersetzt und 1991 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Seit einigen Jahren hat er sich der digitalen Fotografie zugewandt, sowie per Fahrrad und Kajak Nordamerika, Nordskandinavien, Neuseeland und Jakutien bereist.
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