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    Tohil 1 – metamorphose

    Tohil 1 – metamorphose

    Por RABENSTEIN, THOMAS

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    Mein Name ist Tohil, Sohn von Tama dem Bogenmacher. In Stammeskreisen meines Heimatdorfes werde ich auch anerkennend der Affenjger genannt. Zumindest war dies in meinem frheren Leben so. Sptere Generationen sahen in mir einen Gott und sprachen mir die Macht ber das Feuer zu. Mir zu Ehren wurden Menschen geopfert, die in bestialischen Riten ihr Leben verloren und sich dennoch auserwhlt fhlten. Auserwhlt, um fr mich zu sterben. Viele Erinnerungen aus dieser Zeit sind lngst verblasst, fr immer verloren im Strudel der Zeit. Heute lebe ich im Verborgenen. Anonym bewege ich mich zwischen den Menschen der Grostadt, ohne dass die Bewohner meine wahre Identitt kennen. Ich nutze die Mglichkeiten der modernen Technologien, sitze in der U-Bahn und betrachte all die Lmmer, die sich tagtglich abmhen, in ihrem kurzen Leben einen Schritt voranzukommen, und doch immer nur auf der Stelle treten. Meine Abgrenzung zu den Menschen vollziehe ich bewusst, denn ich bin anders. erlich gleiche ich einem von ihnen, zumindest auf den ersten Blick. Tief in mir sieht es anders aus. Meine Seele hat ber die Jahrhunderte gelitten und sich verzweifelt gegen die mir aufgezwungene Verwandlung aufgelehnt, immer bemht, einen letzten Rest Menschlichkeit zu bewahren. Doch selbst mein Verstand kann nicht leugnen, dass ich zu dem geworden bin, was einst diese Metamorphose ausgelst hat ? eine Bestie. Die schmale Brcke, die mich noch mit meiner menschlichen Existenz verbindet, wre lngst eingestrzt, htte ich nicht den Rat unseres Schamanen bercksichtigt und meine eigene Geschichte dokumentiert. Diese geheimen Aufzeichnungen, niedergeschrieben in der Symbolsprache meines Volkes, ber die Zeit fortgefhrt und an einem sicheren Ort verwahrt, sind der Schlssel zu meinem wahren Ich. Paradoxerweise erscheint mir die eigene Biografie wie die Geschichte eines Fremden. Immer wieder lese ich die Schilderungen aus den frhen Tagen und frage mich dabei: Bin das wirklich ich? Es ist bemerkenswert, welche Emotionen meine Schriften in mir auslsen. Grauen, Entsetzen, aber auch Mitleid und Wut ? alles Gefhle, welche mir lngst abhandengekommen schienen. So wertvoll diese Erinnerungen fr mich sind, so gefhrlich sind sie auch. Sollten eines Tages Menschen meine Aufzeichnungen finden, interpretieren und verstehen, dann wrden sie mich suchen, jagen und tten wollen. Zu fremdartig wrde ich ihnen erscheinen, zu gro die Gefahr, die von mir fr die sogenannte Allgemeinheit ausgeht. Nicht dass ich eine Konfrontation scheuen wrde, in manchen Zeiten habe ich sie frmlich gesucht. Ich erinnere mich noch an Gonzalo Jimnez de Cisneros, der mich fr einen Dmon hielt, eigens aufgestiegen aus dem Hllenfeuer, um die Tchter des Katholizismus zu verfhren. Sein Irrglaube war bemerkenswert, genauso wie seine Beharrlichkeit. Seine Unwissenheit wurde einzig von seiner Neugier bertroffen. So gestattete ich ihm einen kurzen Einblick in meine Geschichte, bevor ich ihn ttete. Niemals werde ich in den letzten Sekunden seines Lebens diese weit aufgerissenen Augen vergessen. Erst mit seinen letzten Atemzgen erkannte er, dass ihm sein Gott nicht helfen wrde. In den Tagen der Zurckhaltung und des Blutfastens wage ich mich weit zurck und erforsche Erinnerungen, die ich mir aus jener Zeit erhielt, als ich noch ein Mensch war. Manchmal gab ich mich der Hoffnung hin, dass die Reflexionen dieser Ereignisse mich aufrtteln wrden und den damals initiierten Prozess wieder umkehren knnten. Leider hat sich diese Hoffnung als Trugschluss erwiesen. Nach vielen Jahrhunderten ist mein Verstndnis ber jene Ereignisse im selben Ma gewachsen wie das Wissen der Menschen. Leider verdeutlichte mir dieses Wissen auch mein eigenes Schicksal. Es gab keinen Weg zurck. Tohil, der Jger, ist Geschichte
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