Frühlingsstürme durchbrausten das Land. Rücksichtslos fegte der übermütige Gesell alles hinweg, was sein erbitterter Gegner, der rauhe Winter, zurückgelassen hatte. Huuuuiiii -!- orgelte und pfiff es in den Lüften wie Hohngelächter, so daß es den Menschen, die sich draußen aufhielten, angst und bange wurde. So auch denen, die einer Toten das letzte Geleit gegeben hatten. Eilig strebten sie von dem Grabe fort, mit scheuem Blick das junge Mädchen streifend, das an der Seite eines älteren Herrn stand und sich von der trostlosen Stätte nicht trennen zu können schien. In dem blassen Gesicht zuckte verhaltener Schmerz, die vom Weinen geschwollenen Augen schauten hilfesuchend den Mann an, der voll Erbarmen den Arm um die Schulter des blutjungen Menschenkindes legte. »Komm, mein Kind«, sagte er gütig. »Du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten bei dem tobenden Sturm. Du mußt dich damit trösten, daß die Tote ein so hohes Alter erreichte.« »Ach, Onkel Alfred«, winkte sie müde ab. »Ob alt oder jung - es ist der gleiche Schmerz, wenn ein geliebter Mensch dahingeht wie meine Großtante Cordula. Dazu so plötzlich und ungeahnt, daß es mir nicht einmal vergönnt war, Abschied von ihr zu nehmen. Nun sage nur noch, daß sie einen schönen Tod hatte.« »Tu ich auch«, entgegnete er mit nachsichtigem Lächeln. »Und du wirst mir recht geben, sofern der erste wütende Schmerz vorüber ist. Ich würde dir raten, jetzt nicht in das leere Lindenhaus zurückzukehren, sondern nach Föhrengrund zu fahren, eine Schlaftablette zu nehmen und somit erst einmal hinwegschlummern über Trübsal und Pein.« »Das werde ich auch. Denn offen gestanden habe ich ein wahres Grauen davor, die Räume aufzusuchen, wo vor einigen Tagen noch Tante Cordula lebte.«
Wo die dunklen fohren stehen
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